Aktuelles

AKTUELLE MELDUNGEN

Erbersdobler pocht auf Technologie-Offenheit

Gegenüber MdB Hans Koller Einseitigkeit bei der Bauförderung beklagt – Deutliche CO2-Einsparung bei Ziegel-Produktion

 

 

Fasziniert von der modernen und bereits stark automatisierten Baustoff-Produktion im Erbersdobler-Werk in Gurlarn zeigte sich MdB Hans Koller (2.v.r.) beim Rundgang durch die Fertigungsanlagen mit
Geschäftsführer Florian Erbersdobler (r.) sowie den Geschäftsführerinnen Heidrun Keul und Carolin
Erbersdobler, dem technischen Leiter Simon Kasberger und Fürstenzells zweiter Bürgermeisterin Uschi Berchtold. – Foto: Brunner

 

Die Förderlandschaften im Wohnungsbau sind nach Ansicht von Florian Erbersdobler, Geschäftsführer des gleichnamigen Ziegelwerks in Gurlarn bei Fürstenzell, gegenwärtig nicht technologieoffen. Sie seien stattdessen ideologiegeprägt, beklagte der mittelständische Unternehmer bei einem Firmenbesuch des CSU-Bundestagsabgeordneten Hans Koller. Als einseitig kritisierte Erbersdobler das Bayerische
Holzbauförderungsprogramm. „Es muss eine Vergleichbarkeit da sein“, räumte der Politiker ein und zeigte sich dankbar für diese Aspekte aus der Praxis.

Unter Nachhaltigkeit versteht Florian Erbersdobler besonders auch die lange Lebensdauer eines mit Ziegeln errichteten Hauses – nach seinen Worten länger als die meisten Häuser, die in der aktuell
praktizierten Holzbauweise mit den verwendeten Dämmmaterialien und Folien hochgezogen werden. Die Ziegel-Branche kann klimafreundliche Baustoffe für energieeffiziente Gebäude bereitstellen,
benötigt dafür aber Planungssicherheit, wie der Geschäftsführer des rund 65 Mitarbeiter zählenden
Unternehmens und Herstellers von über 150 verschiedenen Produkten in einem geschlossenen
Rohstoff-Kreislauf deutlich machte. Als Hauptproblem der Gegenwart skizzierte Erbersdobler den
derzeit am stärksten gebeutelten Wohnungsbau. Aufgrund der gesunkenen Aktivitäten auf diesem
Gebiet hat die Fürstenzeller Ziegelei in der jüngsten Vergangenheit ihre Produktion für den bayerischen, aber auch den ausländischen Markt um gut die Hälfte reduzieren müssen.

Den Bauüberhang im Geschosswohnungsbau bezifferten die Verantwortlichen des Betriebes auf über 300.000 Wohneinheiten. Um diese Lücke zu verringern, fordert Erbersdobler eine zeitlich befristete EH55-Förderung für besonders energieeffiziente Häuser, speziell im Sozialen Wohnungsbau eine
verlässliche Aufstockung der Fördermittel, zudem den Fokus auf kostengünstige Bauweisen wie mit
Ziegel, die langfristig niedrige Betriebskosten sicherten, sowie die Einführung von Regelstandards für vereinfachtes, kosteneffizientes Bauen. Auch die Transformation der Ziegelindustrie war ein zentrales Thema des Gesprächs mit MdB Koller. Der technische Leiter von Erbersdobler, Simon Kasberger, gab die CO2-Einsparung schon jetzt mit nahezu 20 Prozent an und sprach von vielen
umweltrelevanten Investitionen des Unternehmens in den zurückliegenden Jahren, unter anderem in ein Blockheizkraftwerk zur Eigenstromerzeugung und Wärmenutzung für die Ziegeltrocknung.

Als sehr energieintensiver Produzent sei es für die Ziegelei Erbersdobler von Bedeutung, dass keine
zusätzlichen nationalen Standards über EU-Vorgaben hinaus eingeführt würden, hieß es. Stattdessen wäre eine Förderung für Investitionen in klimaneutrale Produktionsverfahren – beispielsweise die
Elektrifizierung und eine Wasserstoff-Infrastruktur – wichtig. Außerdem sollten neuen Vorgaben auf Ebene der Europäischen Union eingedämmt werden, um den Mittelstand zu schützen, bekam der
Bundestagsabgeordnete, nach eigenen Worten Mitglied des Umwelt- und des Wirtschaftsausschusses in Berlin, zu hören. Zu dem Dilemma eines einbrechenden Marktes und einer gravierenden
Kostensteigerung komme die Tatsache hinzu, dass in der Branche zu geringe Gewinne erzielt würden, um mehr in innovative Entwicklungen und in die Forschung zu investieren, bekundete Florian
Erbersdobler, der die Geschäfte zusammen mit seiner Frau Carolin und mit Heidrun Keul führt.

„Für mich sind das sehr interessante Impulse“, beteuerte Hans Koller, dem der Gastgeber Technologie-Offenheit und Baustoff-Neutralität ans Herz legte. Die Bewertung von Baustoffen sollte sich am CO2-Fußabdruck über den gesamten Lebenszyklus orientieren, nicht nur an der CO2-Speicherung, hob
Florian Erbersdobler hervor. Der Abgeordnete aus der Gemeinde Thyrnau schwärmte nach einem Rundgang durch die Fertigungsanlagen von einem tollen Unternehmen. Lobende Worte für das
energietechnische Zukunftsdenken der Verantwortlichen der seit 1892 bestehenden Ziegelei gab es auch von Fürstenzells zweiter Bürgermeisterin Uschi Berchtold.